Jötunvillur-Runencode entschlüsselt

Was geht im Mittelalter?
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Norbert von Thule
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Jötunvillur-Runencode entschlüsselt

Beitrag von Norbert von Thule »

Geheimer Code in Wikingerrunen geknackt

Ein Runencode, genannt Jötunvillur ist endlich entschlüsselt. Er könnte helfen das Rätsel der Wikinger Geheimcodes zu lösen.

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Zwei Männer, Sigurd und Lavrans, ritzten ihre Namen sowohl in Code- als auch in Standardrunen auf diesen Stock, datiert auf das 13. Jahrhundert und gefunden in Bergen Wharf. Das half dem Forscher Jonas Nordby den Jötunvillur-Code zu knacken. (Foto: Aslak LiestÁ¸l/Museum of Cultural History, University of Oslo)

Warum benutzten die Wikinger manchmal Codes, wenn sie in Runen schrieben? War die Botschaft geheim oder hatten sie andere Gründe für die Verschlüsselung ihrer Runentexte? Die Forscher wissen es immer noch nicht sicher.
Doch der Runologe K. Jonas Nordby denkt, er hat Fortschritte gemacht auf dem Weg zu einer Antwort. Er hat es geschafft einen Code namens Jötunvillur zu knacken, der Linguisten und Historiker jahrelang verwirrte.
Seine Entdeckung kann Forschern helfen, den Zweck dieser rätselhaften Codes zu verstehen.
“Es ist als löst man eine Rätselaufgabe” sagt Nordby.
“Nach einner Weile sah ich ein Muster in dem, was wie eine bedeutungslose Zusammenstellung von Runen erschien”, sagt er.

Codes in häufigem Gebrauch

Antike Codes legen die Assoziation mit Schatzjagden und Verschörungen, wie im Da Vinci Code beschrieben nahe.
Doch rätselhafte Codes sind nicht nur Stoff für Fiktion und Film. Echte Wikinger und mittelalterliche nordische Leute ritzten Runencodes auf Holzstöcke, Steine und andere Objekte.

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Runologe Jonas Nordby ist ein Codeknacker. Das Osebergschiff hinter ihm enthält auch eins von vielen Rätseln aus der Wikingerzeit. (Photo: Ida Kvittingen)

Die Codes wurden in vielen Formen und Zusammenhängen gefunden. Sie sind in Skandinavien, den britischen Inseln und anderen Orten aufgetaucht, wo Runen in Gebrauch waren.
“Es war sehr üblich Codes zu benutzen. Viele der Bevölkerung beherrschten sie. Deshalb denke ich, waren sie etwas, was die Leute zur selben Zeit aufnehmen, in der sie das Runenalphabet erlernen. Wenn du gelernt hattest zu lesen und zu schreiben, hattest du auch die Codes mitgelernt.” sagt Nordby.
Der Gebrauch von Codes als ein Werkzeug beim Lernen ist nicht so abwegig, wie es erscheinen mag. Damals gab es keine Runenschulen aber die Kenntnis des Alphabets konnte von Generation zu Generation weitergegeben werden durch die Verknüpfung mit Spielen, Poesie, Übung und Codes."  sagt Nordby.
Er arbeitet an seiner Promotion in Runen. Nordby ist der erste um alle Fundstücke von Runencode in Nordeuropa zu untersuchen, um die 80 Inschriften. Seine Doktorarbeit had ihn in verschiedenste Länder geführt, um Runeninschriften, zurückdatiert bis ins Jahr 800, zu untersuchen.

Vorstellbarer Zweck

Der Zweck von Runencode war vorstellbar, aber nicht rätselhaft genug für einen Hollywood-Blockbuster.
“Viele denken, die Wikinger benutzen Verschlüsselung um Geheimbotschaften zu übermitteln. Doch ich denke, die Codes wurden in Spielen und zum Lernen der Runen benutzt, eher als zu kommunieren.” sagt Nordby.

Einer der Gründe, für seinen Standpunkt ist, das der Jötunvillur-Code auf eine Art geschrieben ist, der eine Deutung zur Auslegungssache macht.
“Jötunvillur kann nur geschrieben werden, nicht gelesen. Es wäre sinnlos, ihn für Botschaften zu benutzen,” sagt Nordby.
Das ist der Grund , warum er sich andere mögliche Nutzungen für den Code überlegt hat. Nordby denkt, das die Wikinger die Runennamen mit Hilfe des Jötunvillur-Codes auswendig lernten.
Alle Runen haben Namen und der Jötunvillur Code arbeitet damit, das Runenzeichen durch den letzten Laut des Runennamens zu ersetzen. Zum Beispiel: die Rune für den Lautwert U heißt Uruz, sie wird verschlüsselt mit einem Z. Das Problem ist, viele Runen enden mit demselben Laut. Das macht es schwierig, herauszufinden, auf welches Runenzeichen sich der Code bezieht.
Die Runencodes wurden nicht nur zum Lernen gebraucht. Nordby denkt, die Nutzung zeigt auch einen wunderlichen Gebrauch in der Wikingerzeit und im Mittelalter.
“Wir haben wenig Grund zu der Annahme, die Runencodes wären zum Verbergen sensibler Informationen gebraucht worden. Die Leute schrieben oft kurze, alltägliche Mitteilungen” sagt Nordby.

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Eine ziemlich unverblümte Botschaft geschrieben in Code: “Küss mich” eingeätzt in ein Knochenstück, gefunden in Sigtuna in Schweden, datiert auf das 12. bis 13. Jahrhundert. Der Code ist in Chiffre-Runen, dem meistgebräuchlichen Code aus dem mittelalterlichen Skandinavien. Diese Variante nennt man Eisrunen. (Foto: Jonas Nordby)

Codierte Aussagen, wie “Küss mich” zeigen, das der Gebrauch von Codes sich nicht auf Fragen von politischer Bedeutung beschränkte. Viele der Botschaften in Runencodes beinhalten eine Herausforderung an den Leser, den Code zu knacken. Die Inschrift “Deute diese Runen” war üblich.
“Leute forderten sich gegeneinander mit Codes heraus. Es war eine Art Wettstreit in der Kunst des Runenmachens. Das Zeugt von einer Verspieltheit mit Schreiben, die es heute nicht mehr gibt,” sagt Nordby.
Neun von den ungefähr 80 Runencodeinschriften, die Nordby untersuchte waren im Jötunvillur-Code geschrieben. Die anderen waren in Coderunen mithilfe der Caesar-Chiffre geschrieben, ein System, das die Verschiebung von Buchstaben einige Plätze weiter im Alphabet beinhaltet. Das und ein anderer Code waren von den Forschern schon vor geraumer Zeit verstanden worden.

Prahlen mit Bildung und Geschlecht

Gut zu sein im Schreiben und Codeknacken sicherte eine gewisses Statushöhe, und die Leute prahlten mit ihren Fertigkeiten. Zum Beispiel auf den Orkney Inseln schrieb jemand in Code “Diese Runen wurden von dem Runen-höchstgebildeten Mann westlich des Meeres geschnitzt”.

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“Diese Runen wurden von dem Runen-höchstgebildeten Mann westlich des Meeres geschnitzt” prahlt der Autor dieses Textes. Die Inschrift ist in Chiffre-Runen und in normalen Runen. Es wurde in einer Grabkammer aus der Frühsteinzeit auf den Orkney Inseln gefunden, in die Skandinavier im 12. Jhd. einbrachen “Eine typische Gruppe von männlichen Halbstarken alberte herum und schrieb Lügengeschichten über Schätze und ihr eigenes geschlechtliches Können.” sagt Runologe Jonas Nordby. (Foto: Bengt A. Lundberg/Riksantikvarieämbetet)

Runencodes als Figuren gezeichnet zeigen auch, das die Wikinger mit der Schrift spielten.

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Ein Runenstock von Wharf in Bergen zeugt von dem lockeren Umgang mit dem Runenschreiben. Die Linien in den Bärten dieser Männer enthalten eine Botschaft in Runenchiffre.(Photo: Aslak LiestÁ¸l/ Museum of Cultural History, University of Oslo)

Ein Fenster zum Verständnis

Henrik Williams, ein professor des Uppsala University’s Department of Scandinavian Languages und ein Schwedischer Runenexperte sagt, dass Nordbys Entdeckung wichtig ist.
“Vor allem hilft es uns zu verstehen, das da mehr Codes waren, als wir uns bewusst waren. Jede Runeninschrift, die wir entziffern erhöht unsere Hoffnungen in Kürze in der Lage zu sein, mehr lesen zu können. Das ist reine Detektivarbeit und jede Methode erweitert unsere Möglichkeiten," sagt Williams.
Er stimmt zu, dass die Codes als ein Werkzeug zum Lernen von Runen gediehnt haben könnten. Doch er ist sich unsicher, wie groß ihre Rolle im Lernverlauf gewesen sein mag. Auf jeden Fall wurden die Codes für viel mehr genutzt als für die Verständigung.
“Sie forderten den Leser, zeigten Kunstfertigkeit und zeigen von Freude am Lesen und Schreiben.”
Was sagen die Codes über die Gesellschaft zu der Zeit in der sie benutzt worden aus?
“Sie erzählen uns viel über die Verspieltheit und den Erfindungsreichtum der Leute. Wir kommen den Leuten die zu der Zeit lebten näher durch das Verstehen ihrer Codes. Nordby hat eine bedeutende Entdeckung gemacht durch das Brechen des Codes,” sagt Williams.
“Aber persönlich denke ich, Jötunvillur ist ein idiotischer Code weil, wer immer ihn gemacht hat, hat ein System gewählt, das so schwer zu übersetzen ist. Es ist nervend, es nicht lesen zu können.”

(Quelle: Ida Kvittingen LÁ¸ser vikingenes runekoder, Januar 2014 vom Norwegischen übersetzt ins Englische von Glenn Ostling Mysterious code in Viking runes is cracked, Februar 2014 übertragen vom Englischen ins Deutsche vom Runen-höchstgebildeten Mann der ganzen Erdenscheibe:)
schleichralph
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Registriert: 12.02.2019, 15:03

Re: Jötunvillur-Runencode entschlüsselt

Beitrag von schleichralph »

Mega interessant! Schon damals haben die Menschen Sachen verheimlichen müssen. Intrigen sind halt im Menschen verankert
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