Andrea Kahlmeier hat geschrieben:
Mittelalter-Saison: Die besten Ritter-Spektakel aus NRW
Die Mittelalter Saison hat wieder begonnen!
Wenn die wilden Rittersleut ihrem Schlachtross die Sporen geben, wenn Minnesänger zu Hackbrett und Schalmei greifen und brave Bürohengste zu Barbaren werden, schmelzen nicht nur Burgfräulein dahin.
Ritterspiele ziehen jedes Jahr Tausende in ihren Bann. Doch warum fasziniert uns diese an sich so düstere Epoche unserer Geschichte so sehr? Historiker Prof. Dr. Guido Knopp (68): „Keine andere Epoche führt uns Deutschen so vor Augen, wer wir sind, woher wir stammen. Obwohl das Bild, das die meisten vom Mittelalter haben, wenig mit der Realität zu tun hat.“
Historiker Guido Knopp (Foto: dpa)
Die Schlacht auf dem Lechfeld 955 markierte eine Wende. „Plötzlich gab es nicht mehr die Sachsen, die Schwaben, die Franken und Bayern, plötzlich gab es eine Gemeinschaft“, erklärt der Historiker, „es war die Geburtsstunde der deutschen Nation“.
Einer Nation, die bunter, vielgestaltiger, idealistischer war als jemals zuvor. „Denken wir nur an die Dome, die damals gebaut wurden oder an die Minnesänger“, schwärmt Knopp. „Gerade im 13. Jahrhundert ist das Wissen, die Kultur im deutschen Sprachraum explodiert.“
Zeitreise nach 1250?
Wenn er eine Zeitreise machen könnte, würde er sich gerne für einen Tag zwischen 1200 und 1250 in Köln entscheiden. „Hier war das Mittelalter besonders ausgeprägt, lehnten die Bürger sich am vehementesten gegen die geistlichen Herren auf.“
Aber ein Tag und eine Nacht würden ihm schon reichen, um mit den Bürgern einen Met zu trinken, schmunzelt er. „Denn das Mittealter war in der Praxis oft fürchterlich. In Köln stank es zum Himmel. Viele Frauen starben schon im Kindbett. Witwen landeten auf dem Scheiterhaufen, weil man sie dank Hexenverfolgung am schnellsten um ihr Erbe bringen konnte. Und die ach so mutigen Rittersleut’ waren für gewöhnlich verarmte Raubritter, die durchreisenden Kaufleuten die Beute abnahmen.“
Sehnsucht nach einfachem Landleben
Und doch ist sie da – die Sehnsucht nach dem einfachen Landleben ohne technischen Schnickschnack. „Auf unserem Festival können die Leute ausbrechen aus ihrem geregelten Alltag als Lehrer, Anwalt oder Koch, skurril, schrill, spleenig sein“, sagt „Spectaculum“-Chef Gisbert Hiller (58). „Die Fans sind vielleicht schwer gerüstet und gewandet, sehen wild aus, aber ich glaube, es gibt wenige Festivals, die so friedfertig sind wie die Mittelalter-Spektakel.“
Er veranstalte sie mittlerweile seit 23 Jahren. „Und ob sie es glauben oder nicht – ich musste noch nie die Polizei rufen.“
Auf den nächsten Seiten stellen wir die Mittelalter-Spektakel aus der Region vor!