Freienfels – Trauriges Spektakel

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Norbert von Thule
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Freienfels – Trauriges Spektakel

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Die Ritterspiele rund um die Burg Freienfels gehören zu einer der bundesweit größten Veranstaltungen dieser Art. Ob das Mittelalter-Spektakel auch im kommenden Jahr stattfinden wird, steht derzeit auf der Kippe.
Der Vorstand des Fördervereins will in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung darüber abstimmen lassen, ob die Spiele 2016 abgesagt werden sollen.
"Entscheidend ist das, was die Mitglieder am 24. Oktober abstimmen werden", sagt  Bernd Fremdt, seit 1996 Vorsitzender des Fördervereins zur Erhaltung der Burg Freienfels, der maßgeblich an der Organisation der Ritterspiele beteiligt ist. Der Vorstand will in der außerordentlichen Mitgliederversammlung einen Antrag zur Abstimmung vorlegen, der vorsieht, die Ritterspiele im kommenden Jahr nicht mehr auszurichten.

Auflagen für Brand- und Naturschutz bereiten den Veranstaltern Kopfzerbrechen


"Unter den derzeitigen Voraussetzungen ist die Umsetzung der Ritterspiele aus Sicht des Vorstands nicht mehr möglich", erklärt Fremdt. Strengere Auflagen in Sachen Brand- und Naturschutz sowie Genehmigungsverfahren, denen teilweise wenige Wochen vor Veranstaltungsbeginn erst  stattgegeben werde, würden den ehrenamtlichen Helfern das Leben schwer machen. Die größte Sorge bereitet Fremdt aber die Haftungsfrage. "Wenn irgendeine Genehmigung fehlt und etwas passiert, muss der Vorstand persönlich den Kopf dafür hinhalten", sagt er.
Außerdem würden die Veranstalter bei den Vorbereitungen ohnehin immer schon ein hohes Risiko eingehen: Schließlich müssen Musikgruppen, Schausteller und die ganze Organisation deutlich im Voraus gebucht und organisiert werden. "Wenn uns dann drei Wochen vor der Veranstaltung etwas nicht genehmigt wird, tragen wir das Risiko und eine Versicherung springt auch nicht ein", schildert der Vereinsvorsitzende die Bedenken des Vorstands.
Grundsätzlich habe sich die Arbeit des Fördervereins über die Jahre hinweg verändert, erklärt Fremdt. Stand anfangs vor allem die Sanierung der Burgruine im Vordergrund, habe sich die Arbeit immer stärker hin zu den wachsenden Ritterspiele verlagert. Man müsse sich jetzt auch die Frage stellen, ob der Verein viel Geld investieren will, um die entsprechenden Bedingungen und Auflagen für die Ritterspiele erfüllen zu können.
Die Ritterspiele rund um die Burg Freienfels haben sich zu einem Besuchermagneten in der Region entwickelt. Aber auch innerhalb der Mittelalter-Szene hat sich das Spektakel im Weiltal einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Waren die Spiele ganz klein mit einer Fechtkampf-, einer Musikgruppe, einigen Gauklern, vier Pferde und fünf Zelten gestartet, hat es in diesem Jahr bei der 23. Auflage 3000 Aktive an den Fuß der Burgruine gezogen. Aus ganz Europa kommen Mittelalter-Fans zu diesem Spektakel. 120 000 Quadratmeter Veranstaltungsfläche verwandeln sich jeweils am ersten Maiwochenende in ein großes Lager mit 250 Marktständen, Gauklern.
"Mir ist bewusst, wie wichtig die Ritterspiele sind", sagt Fremdt. Allerdings sieht er unter den angesprochen Voraussetzungen derzeit keine Option, die Spiele 2016 auszurichten. Die genauen Beweggründe für diese Entscheidung will der Vorstand auf der Mitgliederversammlung erläutern. Ob und wie es weitergeht, haben dann die Mitglieder in der Hand.
Die außerordentliche Mitgliederversammlung findet am Samstag, 24. Oktober, ab 20 Uhr auf dem Turnierplatz in Freienfels statt.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Das muss man sich wirklich ’mal auf der Zunge zergehen lassen: Die Organisatoren einer über Deutschland hinaus bekannten und erfolgreichen Großveranstaltung ziehen jetzt einen Schlussstrich unter ihr ehrenamtliches Engagement, weil die bürokratischen Hürden und das finanzielle Risiko dafür immer höher geworden sind.
Seit Beginn der Erfolgsgeschichte der Freienfelser Ritterspiele mussten deren Macher einen beachtlichen Hindernismarathon bewältigen, doch nach ihren Angaben wurden die Hürden im Laufe der Zeit immer höher gesetzt. Frei nach dem urdeutschen Motto "Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare, Formulare, Formulare!" hatten die Mitglieder des Fördervereins Burgruine Freienfels immer früher immer mehr Anforderungen verschiedenster Ämter zu erfüllen. Die Kosten dafür und das Risiko für die Veranstalter wuchsen stetig. Der wahre Kampf spielte sich daher erst später zwischen edlen Rittern auf dem Turnierplatz ab, zuvor musste immer der Amtsschimmel gesattelt werden.
Auf etwas mehr Entgegenkommen seitens der Genehmigungsbehörden haben die Veranstalter bis jetzt erfolglos gewartet. Nun senken sie ihre Fahnen.
Welch’ ein trauriges Spektakel, wenn auch kein mittelalterliches!
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Die behördlichen Hürden sind zu hoch geworden: Die Ritterspiele in Freienfels 2016 fallen aus. Diese Nachricht hat nun über tausend Internet-Nutzer mobilisiert. In einer Online-Petition fordern sie die Absenkung behördlicher Auflagen.
Auf der Plattform "openpetition"-Deutschland hat ein Nutzer unter dem Namen Andre Weichser in Gründau am Sonntag die Petition eingerichtet. Sie trägt den Titel "Rettung der Freienfelser Ritterspiele durch Absenkung der behördlichen Auflagen". Am Montag hatten 1033 Unterstützer zum Teil anonym, zum Teil unter der (nicht nachprüfbaren) Nennung ihres Namens auf der Internetseite die Petition unterstützt.
"Aufgrund behördlicher Auflagen sieht sich der Förderverein zur Erhaltung der Burgruine Freienfels e.V. nicht mehr in der Lage, die traditionsreichen Freienfelser Ritterspiele auszurichten", heißt es in der Begründung. "Wir fordern die Verwaltung auf, mit dem Verein ein gemeinsames Konzept zu finden, um die Veranstaltung wieder durchführbar zu machen", steht weiter im Petitionstext. Konkret wird die Möglichkeit genannt, die Gemeinde als Mitveranstalter auftreten zu lassen. Unterstützer kommen nicht nur aus der Oberlahn-Region, sondern auch weit darüber hinaus. So haben Nutzer etwa aus Wolfsburg, Frankfurt oder Celle auf "unterstützen" geklickt. Damit die Plattform "onlinepetition" die Petition offiziell übergibt und eine Anfrage stellt, muss ein Quorum von 380 Unterstützern erreicht werden - wobei nur Unterstützer aus der Region Weilburg zählen. Derzeit haben 286 aus der Region mitgemacht, es sind also etwa 75 Prozent des Quorums erreicht. Eine rechtlich bindende Wirkung hat die Petition aber in keinem Fall.

Aktion richtet sich an Hans-Peter Schick, der ist aber Bürgermeister in Weilburg

Es gibt aber auch kritische Stimmen auf der Internetseite. Unter dem Punkt "Contra" bemerkt ein Nutzer, dass sich die Petition an Bürgermeister Hans-Peter Schick (parteilos) richte. Dieser ist aber Stadtoberhaupt in Weilburg, Freienfels ist ein Ortsteil der Gemeinde Weinbach - die mit Jörg Lösing (parteilos) einen eigenen Bürgermeister hat. Die Petition richtet sich offensichtlich an den falschen Adressaten.
Für einen Nutzer gelte es weiterhin, zunächst zu "klären, welche Behörden genau die Auflagen machen". Der Nutzer schreibt, dass er sich vorstellen könne, dass es nicht die Kommune sei, sondern der Landkreis Limburg-Weilburg order gar das Regierungspräsidium Gießen.
Dem stimmt auf TAGEBLATT-Nachfrage der wohl durch die Petition gemeinte Bürgermeister Weinbachs, Lösing, zu. Die Gemeinde sei nicht für die Genehmigung der Veranstaltung zuständig, sagte Lösing.
"Richtig ist: Es muss ein Sicherheitskonzept erstellt werden und bei der Gemeinde eingereicht werden. Dies wird dann aber an den Landkreis weitergeleitet", sagte Lösing. Einbezogen seien etwa der Kreisbrandinspektor, das Kreisbauamt, aber auch die untere Wasserschutzbehörde. Die Anforderungen an Großveranstaltungen über 5000 Besucher - "und da kommt Freienfels ja locker drüber", wie Lösing sagte - seien seit der Katastrophe während der Love Parade in Duisburg stets gestiegen. Das sei auch nachvollziehbar, bewertete Lösing die Rechtslage. Ob die rechtlichen Vorgaben nun zu hoch seien oder nicht - dazu wiederum kann der Landkreis so keine Aussage treffen. "Da müsste man sich dann jeden Punkt einzeln anschauen", sagte Kreissprecher Bernd Kexel auf Nachfrage des TAGEBLATTs. Eine pauschale Aussage, ob behördliche Auflagen zu streng seien, könne er so nicht treffen.
Bürgermeister Lösing will nicht ausschließen, dass in Zukunft ein Kompromiss gefunden werden könne - bis 2016 sei dies aber wohl kaum zu schaffen. "Da ist der Vorlauf zu kurz", sagte Lösing. Den Vorschlag eines Kommentators auf "openpetition", dass die Gemeinde als Veranstalter an die Stelle des Vereins treten könne, hält Lösing auch nicht für realistisch. "Wir sind zwar keine Schutzschirm-Kommune, aber haben schon die Vorgabe des Abbaus des Haushaltsdefizits", sagte Lösing.

Eine Lösung für das Jahr 2016 scheint unrealistisch - auch wenn noch mehr unterschreiben

Der Reiz der Veranstaltung, die weit über die Region bekannt ist, sei immer der Nicht-Kommerzielle Charakter gewesen, bei dem der Erlös in den Erhalt der Burgruine geflossen sei. Damit sei es ebenso schwer vorstellbar, dass ein privater Veranstalter an die Stelle des Vereins treten könnte.
Während im Internet immer mehr Menschen die Petition unterstützen, will der Bürgermeister nicht endgültig die Hoffnung aufgeben, dass es am Ende doch noch eine Lösung geben könnte. Im Jahr 2016 scheint es aber auch mit viel Rückenwind durch eine Online-Petition keine Neuauflage der Ritterspiele mehr zu geben.
 
Das schreiben Tageblatt-Leser im Internet

Dass die Ritterspiele 2016 in Freienfels abgesagt worden sind, hat auch auf der Facebook-Seite des TAGELBATT für Gesprächsstoff gesorgt. Da Facebook-Nutzer sich ihre Namen frei wählen können, müssen diese nicht mit den tatsächlichen Namen übereinstimmen. Hier eine Auswahl der Stimmen:
"Das Ritterturnier zu Freienfels hat eine sehr lange Tradition. Ich bin vor vielen Jahren selbst auch Mitwirkender gewesen. Dass die Stadt etwas mitverdienen will, kann man ihr kaum verdenken. In Zeiten wo die Stadtkassen immer mehr belastet werden, versuchen sie was zu verdienen. Nur hier wird eine Tradition zerstört. Eine Magnet für die ganze Region, ist dann nicht mehr vorhanden. Das durch eine Einstellung die keiner nachvollziehen kann. Dadurch wird die Region sehr viel ärmer! Schade um ein sehr schönes Event!" (Wolfgang von Berg von Rohezahl)
"Unbegreiflich, wie ehrenamtliche Vereinsarbeit einfach durch die Behörden in eine Sackgasse gestellt wird." (Waldemar Michel)
"Das war das größte Highlight in der Region! Wie kann man das durch Bürokratie kaputt machen?" (Corina Ruis)
"Das ist leider ein herber Verlust für unsere gesamte Region. Tragisch." (Thorsten Eidenmüller)
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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1408 Unterstützer hatte eine Online-Petition, die gegen behördliche Auflagen und für den Erhalt der Ritterspiele in Freienfels warb: Nun hat der Petent die Aktion zurückgezogen. Er habe sie an den falschen Adressaten gerichtet, heißt es in der Begründung.
"Rettung der Freienfelser Ritterspiele durch Absenkung der behördlichen Auflagen" lautete der Titel der Petition, die Andre Weckeiser auf der Online-Plattform "openpetition" ins Leben gerufen hatte. Das Quorum von 380 nötigen Unterstützern aus der Region war derweil am Dienstag erreicht worden. Somit hätte nach den Regeln der Online-Plattform dessen Betreiber, die "openpetition" gGmbh aus Berlin, eine offizielle Anfrage an den Adressaten der Petition gestellt. Doch dieser war der Falsche: Die Petition richtete sich an Weilburgs Bürgermeister Hans-Peter Schick (parteilos).
Die Ritterspiele, die der Förderverein zum Erhalt der Burgruine bislang ausgerichtet hatte und für das Jahr 2016 aufgrund behördlicher Hürden abgesagt hatte, finden jedoch im Weinbacher Ortsteil Freienfels statt. Jörg Lösing (parteilos) ist dort Bürgermeister, wird in der Petition aber nicht genannt.
Ob er zuständig wäre, bleibt fraglich - gegenüber dem TAGEBLATT sagte Lösing, dass er nicht für die Genehmigung der Ritterspiele verantwortlich sei.
Dienstagmittag hat der Ersteller der Petition diese schließlich zurückgezogen. "Leider wurde bei der ersten Petition zur Rettung der Freienfelser Ritterspiele der Adressat falsch gewählt", heißt es zur Begründung.
Erst nachträglich sei bekannt geworden, dass der richtige Empfänger Landrat Manfred Michel (CDU) sei, "und nicht der Bürgermeister, der die Ritterspiele unterstützt".
"Da in der ersten Petition der Adressat nicht einfach geändert werden konnte, haben wir eine neue Petition gestartet", kündigen die Ersteller der ursprünglichen Petition an.
In der Tat: 743 Unterstützer hat mittlerweile die Petition mit dem Titel "Rettung der Freienfelser Ritterspiele durch Absenkung der behördlichen Auflagen - (neu)" gefunden. Allerdings hat die Betreiberplattform das Quorum heraufgesetzt. Von "openpetiton" gGmbH heißt es, das Quorum werde nach dem Adressaten bemessen.

Mittlerweile auch kritische Stimmen


In einer Gemeinde sei es kleiner als für einen ganzen Landkreis. 2000 Unterstützer aus Limburg-Weilburg hat die Online-Plattform als Grenze angesetzt, nach deren Überschreiten sie sich einschalten werde.
Die Diskussion auf der Plattform zur am Dienstag neu gestarteten Petition ist derweil kontroverser geworden. Unter viele Befürworter mischen sich auch kritische Stimmen.
Ein Nutzer schreibt: "Auch ich würde die Freienfelser Ritterspiele sehr vermissen. Allerdings finde ich, dass der Schritt, die Behördenauflagen zu senken, der Falsche ist". Der Nutzer befürchtet weiter, es könne zu Schäden kommen, wenn Standards gesenkt werden.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Sauerei

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Es ist beschlossene Sache: Die Freienfelser Ritterspiele finden im Jahr 2016 nicht statt. Das TAGEBLATT hat Passanten gefragt, was sie vom Aus für die Freienfelser Ritterspiele halten.
Dieter Hardt (67 Jahre) aus Hirschhausen: "Auch wenn ich noch nie dort war, bedaure ich das sehr. Das ist wieder mal ein Beispiel für Hürden, Vorschriften und hohe Auflagen, Behördenkram eben. Wahrscheinlich ist wie so oft auch der Brandschutz ein Grund. Die Spiele waren immer gut besucht und stießen auf großes Interesse in der Öffentlichkeit. Es ist nicht gut, wenn so ein Fest nicht mehr stattfinden kann."
Armin Gevelmann (62 Jahre) aus Weinbach: "Ich finde es sehr schade, dass die Ritterspiele nicht mehr stattfinden werden. Sie waren ein Magnet für die Region. Es kamen Gäste aus ganz Europa. Ich war selbst auch oft dort. Es gab wohl immer mehr und höhere Auflagen, die nicht mehr zu erfüllen waren. Es wäre wünschenswert, wenn der Verein mehr Nachwuchs hätte, junge Leute, die sich engagieren und die Ritterspiele weiterführen möchten. Ich weiß allerdings nicht, ob man noch Einfluss auf die Entscheidung nehmen kann. Vielleicht geht es ja im Jahr 2017 in einer kleineren Form weiter. Die Menschen aus der Region würden sicher gerne wieder hingehen."
Markus Schäfer (42 Jahre) und Tochter Charlotte (6 Jahre) aus Elkerhausen: "Wir waren schon mehrmals bei den Ritterspielen, auch mit unserem dreijährigen Sohn. Ich finde es sehr schade, dass die Spiele nicht mehr stattfinden sollen. Wir haben uns mit der Familie das ganze Jahr darauf gefreut. Für unsere Kinder war das eine feste Institution. Ich habe es über Facebook erfahren. Es gab wohl zu hohe behördliche Auflagen und auch die Haftung ist ein Problem."
Charlotte: "Ich fand es immer besonders schön, dass wir einen Familienausflug mit dem Rad dorthin gemacht haben, und ich durfte auf einem Pony reiten. Das war toll!" "Wichtig ist nun, dass sich Leute finden, die weiter machen wollen. Man müsste analysieren, was fehlt und wie man unterstützen und helfen kann."
Volker Philippi (65 Jahre) aus Wirbelau: "Es ist eine Sauerei, dass die Ritterspiele nicht mehr stattfinden können. Ich war dreimal mit meiner Frau, den Kindern und den Enkeln da und es war immer sehr schön. Für die Kinder war es etwas ganz besonderes. Die Leute dort im Verein sind bestimmt am Kochen. In Deutschland reicht nichts 100-prozentiges. Alles muss sogar 1000-prozentig sein. Die Auflagen sind zu hoch, die kann doch keiner mehr erfüllen. Natürlich habe ich aber die Hoffnung, dass es doch irgendwann mal wieder weitergeht."
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Der Kreistagsabgeordnete Bernd Steioff (Die Linke) hat zur nächsten Kreistagssitzung einen Dringlichkeitsantrag eingereicht: Landrat Manfred Michel (CDU) soll aufgefordert werden, sich für den Erhalt der Ritterspiele einzusetzen.
Im Antrag fordert der Linken-Politiker, das Thema auf die Tagesordnung der Sitzung am Freitag, 6. November, in Elz zu setzen. Er fordert, dass der Kreistag Landrat Michel, den Kreisausschuss sowie den Ersten Beigeordneten Helmut Jung (SPD) aufgefordert, unverzüglich mit den Veranstaltern der Ritterspiele in Freienfels Gespräche aufzunehmen. Das gemeinsame Ziel solle in diesen Gesprächen sein, die Ritterspiele zu ermöglichen und auch zukünftig zu erhalten, heißt es in dem Papier. In einem Arbeitskreis sollen zwischen dem Landkreis Limburg-Weilburg, seinen Ämtern, weiteren Genehmigungsbeteiligten und dem Veranstalter Auflagen relativiert, Hürden abgebaut und Kriterien erarbeitet werden, unter welchen die Freienfelser Ritterspiele im nächsten Jahr und auch zukünftig weitergeführt werden können. Des Förderverein Burg Freienfels hatte aufgrund hoher behördlicher Hürden die Veranstaltung abgesagt.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Hoffnungen auf eine schnelle Lösung sind geplatzt: Ein Dringlichkeitsantrag zum Erhalt der Ritterspiele in Freienfels ist am Freitag gescheitert.
Der Abgeordnete Bernd Steioff (Die Linke) hatte das Thema auf die Tagesordnung der Sitzung in Elz setzten lassen wollen. "Dieses tolle Fest ist kein normales Event, sondern eine Veranstaltung mit Bezug zur Historie, zur Burg und auch zum Landkreis", sagte Steioff zur Begründung. Er fordere Landrat Manfred Michel (CDU) und den Ersten Kreisbeigeordneten Helmut Jung (SPD) auf, in Gesprächen mit dem Förderverein zur Erhaltung der Burgruine eine Lösung zu finden.
"Alle Augen zugedrückt"
Der Verein hatte als Veranstalter die Ritterspiele für 2016 abgesagt und als Grund zu hohe behördliche Hürden angegeben. "Wir müssen als Kreistag ein Signal setzten, dass wir diese Hürden herabsetzen können". Der Erste Kreisbeigeordnete Jung entgegnete, dass der Kreistag der falsche Adressat sei. "Der Verein hat entschieden. Dabei hat der Verein alle Unterstützung bekommen, vom Kreis und der Gemeinde Weinbach", sagte Jung. Es habe keinerlei zusätzliche Auflagen seitens der Kreisbehörden gegeben, niemals sei ein Bußgeld ausgesprochen worden, die Gemeinde habe bei der Genehmigung "alle Augen zugedrückt". Er sehe vielmehr ein Nachwuchsproblem in Freienfels, wie es viele Vereine hätten.
Steioff entgegnete er, dass er auch ohne Dringlichkeitsantrag bereits einen Gesprächstermin für den 27. November mit dem Verein habe. Die Abgeordneten wiesen die Dringlichkeit dann auch mehrheitlich zurück, Steioffs Papier erhielt lediglich zwei Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen. Weil die Dringlichkeit nicht anerkannt wurde, wird die Forderung als regulärer Antrag auf der nächsten Sitzung des Kreistages am Freitag, 11. Dezember, in Frickhofen beraten.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Bürokratische Hürden, Richtlinien und enorme Zusatzkosten haben die Mitglieder des Fördervereins zur Erhaltung der Burgruine Freienfels dazu bewegt, die Ritterspiele nicht mehr zu organisieren. Nun haben Kreis und Gemeinde Hilfe zugesagt.
Der Kreis will den Organisatoren vor allem beratend zur Seite stehen. "Es wäre schade, wenn die Ritterspiele nicht mehr stattfinden würden", leitete der Erste Kreisbeigeordnete, Helmut Jung (SPD), das Gespräch ein. Auf der Burg Freienfels wollten sich der geschäftsführende Vorstand des Vereins, Mitarbeiter der Kreisverwaltung und als Vertreter der Gemeinde Weinbach der amtierende Bürgermeister Jörg Lösing (parteilos) und der ehemalige Bürgermeister Thorsten Sprenger am Freitagvormittag aussprechen und nach Lösungen suchen, die Ritterspiele im Jahr 2017 doch wieder stattfinden zu lassen. "Der Kreis will alles tun, damit die Ritterspiele dann wieder stattfinden", sagte Jung.
Das Wichtigste sei jetzt ein fundiertes Sicherheitskonzept. Das soll auch dem Verein Sicherheit geben, erklärte Jung. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Organisatoren der Ritterspiele mithilfe der Gemeinde versucht, ein genehmigungsfähiges Konzept, das auch von Seiten des Kreises positiv beschieden wird, aufzustellen. Doch die Behörden des Landkreises konnten keine positive Rückmeldung geben. Der Grund: "Der angefügte Lageplan, auf dem nicht nur die Stände verzeichnet sind, sondern auch Flucht- und Rettungswege war nicht maßstabsgerecht", sagte Jung. Mit dem Lineal sei beispielsweise nicht die Breite eines Fluchtwegs zu ermitteln gewesen. Damit der Plan für das künftige Konzept den Anforderungen entspricht, hat Lösing die Hilfe der Gemeinde angeboten.
Bernd Geißler, Leiter der Bauaufsichtsbehörde beim Kreis, erklärte, dass das bisher vorgelegte Sicherheitskonzept nicht tragbar gewesen sei. Für die Erstellung haben die Vereinsmitglieder in den vergangenen zwei Jahren jedoch nur spärlich Hilfe von Seiten des Kreises erhalten. Bei einem Termin im Kreishaus hätten sie Sicherheitskonzepte gezeigt bekommen, die der Kreis bereits abgesegnet hatte, erklärte der Schriftführer des Vereins, Erich Lang. Eine Kopie hätten sie aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mitnehmen dürfen. Jung bestätigte, dass es diese Art der Orientierungshilfe gegeben hatte, außerdem sei der Leitfaden, den das Hessische Innenministerium 2013 erstellt hatte, an die Organisatoren geschickt worden.
Letztendlich muss jedoch nicht der Kreis, sondern die Kommune dem Sicherheitskonzept zustimmen, damit die Veranstaltung stattfinden kann. "Das habe ich genehmigt. Deshalb bedeutet ein vom Kreis positiv beschiedenes Sicherheitskonzept auch Sicherheit für die Gemeinde", sagte Lösing.
Statt jährlich ein neues Sicherheitskonzept zu erstellen, könne die Gemeinde auch den Bebauungsplan für das Gelände an der Weil ändern und es in ein Veranstaltungsgelände umwidmen. Die Kosten hierfür, erklärte Lösing, würde die Gemeinde übernehmen. Der Verein hatte diese mit etwa 23 000 Euro in einer Auflistung angegeben, die zur Begründung der Absage der Ritterspiele erstellt wurde.
Der Vorsitzende des Fördervereins, Bernd Fremdt, erklärte, dass für die Sicherheit der Besucher ein zweiter Notausgang vom Turnierplatz Richtung Radweg gebaut werden müsse. Die Kosten hierfür trage der Verein. Das seien jedoch nicht die einzigen Mehrkosten, die auf die Veranstalter zukommen würden, sollten die Ritterspiele wieder stattfinden.

Mitglieder des Freienfelser Fördervereins treibt die Sorge um die Finanzen um


Im Oktober mussten die Organisatoren die seit über zehn Jahren bestehende Brücke über die Weil, die das Gelände auf Seiten des Turnierplatzes mit dem auf der Seite der Kläranlage verband, abbauen. In einem Vorgespräch mit dem TAGEBLATT erklärte Fremdt, dass er ein Schreiben der Unteren Wasserschutzbehörde erhalten hatte, mit der Aufforderung, die Brücke fristgerecht bis zum 5. November abzubauen und dies zu dokumentieren. Die Vereinsmitglieder hatten daraufhin die Stahlkonstruktion, für die sie ein Statik-Gutachten hatten anfertigen lassen, und die Auflieger auf beiden Seiten des Ufers abmontiert. Seit zwei Jahren sei dem Kreis bekannt, dass die Brücke gegen eine Richtlinie des Hochwasserschutzes verstieß, sagte Helmut Jung. "Wir haben das immer geduldet, aber es wurde vereinbart, dass die Brücke jedes Jahr auf- und wieder abgebaut wird." Nun sei ein Endpunkt erreicht gewesen. "Die rechtlichen Regelungen sind nun einmal so, und wir können keinen rechtsfreien Raum Freienfels entstehen lassen", sagte er.
Das bedeute für vier Vereinsmitglieder eine zusätzliche Woche vor und nach den Ritterspielen Arbeit, verdeutlichte Fremdt. "Wer soll das bewältigen?", fragte er. Die Organisatoren mussten in den vergangenen Jahren über sechs Monate vorher mit den Planungen beginnen.
Auch eine Fachfirma mit dem Aufbau der Brücke zu beauftragen, verursache zusätzliche Kosten, die beispielsweise über höhere Eintrittspreise abgefangen werden müssten. Der Bau einer dauerhaften Konstruktion, wie es die Untere Wasserschutzbehörde in ihrem Schreiben vorgeschlagen hatte, komme für den Verein nicht infrage aufgrund enormer Kosten, die im sechsstelligen Bereich lägen. Frank Zell, Leiter der Unteren Wasserschutzbehörde, schlug am Freitag als Kompromiss vor, die Widerlager der Brücke dauerhaft auf beiden Seiten der Weil zu installieren, damit nur noch die Brückenkonstruktion an sich jährlich montiert werden muss. Damit zeigten sich die Vereinsvertreter erst einmal einverstanden. "Dennoch", betonte Fremdt, "ziehen all die Auflagen höhere Kosten nach sich und die Frage ist, wie das finanziert werden soll." Eine Antwort darauf fanden die Gesprächsteilnehmer nicht. Entlastung würde jedoch die finanzielle Beteiligung der Gemeinde Weinbach bringen.
In einer Sitzung wollen die Mitglieder des Fördervereins nun klären, ob und in welchem Umfang sie die Ritterspiele für 2017 organisieren. Erst im darauffolgenden Jahr könnte dann die 25. Auflage stattfinden, mit der die derzeit ehrenamtlich Tätigen einen Schlusspunkt setzen wollten.
 
Die Organisation der Ritterspiele: Für die Ritterspiele 2015 haben die Organisatoren um Bernd Fremdt im September 2014 den ersten Antrag bei der Gemeinde Weinbach gestellt. Die Gemeinde gibt die Anmeldung der Veranstaltung an den Kreis weiter. Dort werden das Finanzamt, die Bauaufsicht, die Untere Naturschutzbehörde, die Untere Wasserschutzbehörde, der Fachdienst für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, die Straßenverkehrsbehörde und der Kreisbrandinspektor hinzugezogen. Außerdem müssen laut Verein das Regierungspräsidium, die Polizei, das THW, das DRK, die örtlichen Feuerwehren und diverse Ordnungsämter informiert und gegebenenfalls Termine vor Ort vereinbart werden.
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Die Kreisverwaltung hat sich am Freitag deutlich zu den Ritterspielen in Freienfels bekannt. Er wolle die Hand darüber halten, dass die Veranstaltung 2017 wieder ein Publikumsmagnet wird, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung (SPD).
Denn die Ritterspiele sind weit über den Kreis, ja über Ländergrenzen hinweg, bekannt. Sie locken Tausende Touristen in die Region, die natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor sind.
Wie konkret der Kreis die Organisatoren, die ein solch großes Fest Jahr für Jahr ehrenamtlich auf die Beine gestellt haben, unterstützen will, ließ Jung im Pressegespräch am Freitag offen. Beratend sollen die Behörden den Vereinsmitgliedern zur Seite stehen.
Deutlicher wurde da schon Weinbachs Bürgermeister Jörg Lösing (parteilos), der anbot, die Gemeinde könne Kosten übernehmen.
Natürlich sind nun auch die Vorsitzenden des Freienfelser Vereins in der Pflicht, sorgsam zu überlegen, die Hand, die ihnen von Seiten der Gemeinde und des Kreises entgegengestreckt wurde, nicht einfach auszuschlagen. Doch mit finanziellen Sorgen, die im fünf- bis sechsstelligen Bereich liegen, und momentanen Lippenbekenntnissen dürfte die Entscheidung nicht leicht fallen.
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Die Zukunft der Freienfelser Ritterspiele und die Finanzplanungen für die kommenden beiden Jahre stehen auf der Tagesordnung des Kreistags Limburg-Weilburg.
Die Mandatsträger treffen sich am Freitag (11. Dezember) im Bürgerhaus Frickhofen zur Sitzung. Auf Antrag der Linken werden sich die Kreistagsmitglieder mit den Ritterspielen in Freienfels befassen, die im kommenden Jahr nicht stattfinden, weil die Veranstalter nicht mehr bereit sind, die aus ihrer Sicht zu hohen genehmigungrechtlichen Hürden und das damit verbundene finanzielle Risiko zu tragen.
Der Antragsteller hatte bereits erfolglos versucht, das Thema "Ritterspiele" als Dringlichkeitsantrag in die Tagesordnung der jüngsten Kreistagssitzung am 6. November einzubringen, was jedoch gescheitert war. Der Linken-Mandatsträger Bernd Steioff und seine Partei wollen jetzt wissen, wie der Kreis konkret den Veranstaltern des Mittelalterspektakels helfen kann, das einmal im Jahr tausende Teilnehmer und zehntausende Zuschauer ins Weiltal gelockt hat.

Etatentwurf wird vorgelegt

Außerdem wird den Kreistagsmitgliedern in Frickhofen der Entwurf für den Doppelhaushalt 2016 und 2017 vorgelegt, in dem die Finanzplanung des Landkreises für die kommenden Jahre festgeschrieben wird. Außerdem vorgelegt werden die Entwürfe für das Investitionsprogramm und die Fortschreibung des Konzepts zur Haushaltssicherung, für Haushaltsplan des Jugendbildungswerks und für den Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Gebäudewirtschaft des Landkreises für 2016.
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Wo der Landkreis Limburg-Weilburg den Veranstaltern der Freienfelser Ritterspielen entgegenkommen kann, da soll er es auch tun. Der Kreistag hat sich in seiner Sitzung in Frickhofen mit dem Thema befasst.
Die Organisatoren der Ritterspiele hatten entschieden, die Großveranstaltung wegen zu hoher behördlicher Hürden nicht mehr auszurichten. Der über Monate laufende Antrags- und Genehmigungsmarathon, den die Ehrenamtler vom Förderverein Burgruine Freienfels zu absolvieren haben, koste nicht nur viel Zeit. Die Veranstalter müssten auch ein hohes finanzielles Risiko tragen. Die Organisatoren sprachen von mehr als 70 000 Euro an Vorkosten und Verpflichtungen, die der Verein eingehen müsse.
Ende Oktober zogen die Mitglieder des Fördervereins Burgruine Freienfels dann die Reißleine und entschieden in einer Versammlung, dass die Ritterspiele 2016 nicht stattfinden werden.
Der Kreistag befasste sich in seiner letzten Sitzung in diesem Jahr mit der Thematik, zu der die Linke einen Antrag gestellt hatte, der den Ritterspielen die Unterstützung des Landkreises sichern sollte. Zuvor hatte der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung (SPD) das Parlament bereits darüber informiert, dass Vertreter des Kreises, der Gemeinde Weinbach und des Vereins in einem Gespräch ausgelotet hätten, wo Kommune und Kreis helfen können.
Die Organisatoren würden sich besonders belastet fühlen von dem Sicherheitskonzept für die Großveranstaltung, zu der jedes Jahr zehntausende von Besuchern ins Weiltal kommen.
Jung gab zu bedenken, dass beispielsweise auch für das Äppelwoifest in Laubuseschbach oder beim "Wutzkopp Festival" in Elz Sicherheitskonzepte eingereicht und genehmigt werden müssten. Das Sicherheitskonzept für die Ritterspiele müsse jedes Jahr neu erarbeitet werden, weil das Mittelalterspektakel in einem Gebiet stattfinde, das im Bebauungsplan als Gewerbegebiet und nicht als Sonderfläche für Veranstaltungen ausgewiesen sei. In dem sehr konstruktiv verlaufenen Gespräch mit den Vereinsvertretern habe die Gemeinde Weinbach signalisiert, dass man dieses Problem mit einer Überarbeitung des Bebauungsplans lösen könne.

Helmut Jung ist zuversichtlich, dass in Freienfels im Jahr 2017 wieder Ritterspiele stattfinden


Der Kreis habe auch bisher den Veranstaltern keine Steine in den Weg gelegt, betonte der Kreisbeigeordnete und sagte: "Wir haben in der Vergangenheit schon einige Augen zugedrückt". Helmut Jung ist zuversichtlich, dass im Jahr 2017 in Freienfels wieder Ritterspiele stattfinden werden: "Wir sind auf einem guten Weg."
"Es ist ja schon vieles erreicht, was in unserem Antrag drinsteht", freute sich Antragsteller Bernd Steioff von der Linken bei der Aussprache zum Tagesordnungspunkt. Er verzichtete deshalb auf eine Abstimmung über den Linken-Antrag, der in abgeänderter Form den Kreisausschuss aufforderte, sich für die Ausrichtung der Ritterspiele 2017 einzusetzen.
Valentin Bleul (FW) berichtete von Gesprächen der Freien Wähler mit dem Vereinsvorstand und gab zu bedenken, dass die Veranstalter bereits bis August des Vorjahres wesentliche Planungen abgeschlossen haben müssten. Bleul stellte einen Änderungsantrag, der die Unterstützung des Kreises beinhaltete und das kritisierte Sicherheitskonzept zum Thema machte.
Auch wenn das Ziel erstrebenswert sei, könne der Kreistag diesen Antrag nicht beschließen, weil das Sicherheitskonzept nicht vom Kreis aufgestellt werde, gab Frank Schmidt zu bedenken. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion regte deshalb den Verzicht auf die Abstimmung an, weil dieses Problem ja bereits gelöst werde.
Die Freien Wähler gingen darauf nicht ein und ließen den Kreistag abstimmen. Bei neun Ja-Stimmen wurde der FW-Antrag von einer deutlichen Mehrheit der Mandatsträger abgelehnt.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Ungewohnt ruhig ist es auf dem Ritterspielgelände an diesem Wochenende. Traditionell die Zeit, in der Ritter, Gaukler und Mittelalterfans das Gelände bevölkern. Doch die Spiele 2016 fallen aus. Das TAGEBLATT hat nachgefragt: Wie steht es um 2017?
Im Gemeindeparlament und im Kreistag wurde über die Rettung der Ritterspiele diskutiert, ja sogar Landtags- und Europa-Abgeordnete sind auf die Burg Freienfels gekommen, und haben darüber gegrübelt, wie man eine der größten Veranstaltungen im Landkreis retten kann.
Dass die Ritterspiele, die Tausende Mittelalterfans aus ganz Deutschland in den Weinbacher Ortsteil gezogen haben, dieses Jahr ausfallen, war zu diesem Zeitpunkt schon klar. 
Ein Grund: Entscheidende Genehmigungen und Konzepte, die der ausrichtende Burgverein Freienfels vorgelegt hatte, wurden von den zuständigen Behörden abgelehnt. Ein weiterer entscheidender Grund: Die Haftung, die entweder bei der Gemeinde oder dem Führungsteam des Burgvereins gelegen hätte.
"Das persönliche Risiko ist auch weiterhin sehr hoch", erklärt Bernd Fremdt, Vorsitzender des Fördervereins zum Erhalt der Burgruine Freienfels, auf TAGEBLATT-Nachfrage.
Von 100 000 Euro, die in das Gelände, Sicherheitskonzepte und weitere Maßnahmen investiert werden müssten, hatte Fremdt im vergangenen Jahr gesprochen, nachdem der Verein die Ausrichtung der Spiele Ende Oktober abgesagt hatte. "Mittlerweile muss ich sagen, kommen wir sogar noch über die 100 000 Euro, über die wir damals gesprochen haben", erklärt er.
Eine entscheidende Hürde war damals und ist bis heute die Brücke über die Weil - die Festgelände und das Areal Richtung Kläranlage verbindet. Im vergangenen Jahr musste die bisherige Brückenkonstruktion, die dort seit zehn Jahren im Einsatz war, auf Drängen der Unteren Wasserschutzbehörde abgebaut werden.
Der Neubau einer Brücke, die sowohl den statischen Anforderungen, aber auch dem Hochwasserschutz entspricht, ist auch aktuell noch einer der Punkte, von dem abhängt, ob es weitere Ritterspiele geben wird.
"Wenn die Brücke steht und dieses Projekt abgehakt ist, sind wir dabei", sagt Vereinsvorsitzender Bernd Fremdt, der zusammen mit seinen Vereinskollegen in den vergangenen Wochen und Monaten diverse Brückenkonstruktion und -materialien in Augenschein genommen hat. "Das ganze Thema mit der Brücke haben sowohl wir vom Verein, wie auch die Politiker, die uns Hilfe zugesagt haben, unterschätzt", erklärt er. Größe, Länge, Brückenlager - alles spiele eine Rolle. Außerdem musste das Gelände vermessen werden und Bodenproben genommen werden.
Über mehrere gebrauchte Brücken habe er sich informiert: Entweder seien die dann zu kurz oder zu schmal gewesen oder hätten irgendein anderes Kriterium nicht erfüllt. Eine Alu-Konstruktion hätte 100 000 Euro gekostet, zu viel für den Burgverein.
Derzeitiger Favorit ist eine Holzkonstruktion, die 60 000 Euro kosten würde. "Die Ritterspiele zu organisieren und auszurichten, war ein Klacks im Gegensatz hierzu", sagt Fremdt mit Blick auf die Suche nach einer geeigneten Brückenkonstruktion und der entsprechenden Finanzierung.

Behörden sind auf Burgverein zugegangen und wollen Spiele 2017 möglich zu machen


Eine mögliche Option sei, dass die Gemeinde als Inhaber des Geländes Antragsteller für den Bau der Brücke ist. Finanziell solle die Gemeinde aber nicht belastet werden, die Rückzahlung der Kosten würde dann langfristig der Burgverein übernehmen. Derzeit werde außerdem geprüft, ob beispielsweise Fördermittel aus dem Leader-Programm der EU für den Brückenneubau beantragt werden können.
Über mangelnde Unterstützung seitens der zuständigen Behörden kann sich Fremdt nicht beklagen: "Die sind schon alle deutlich auf uns zugegangen", berichtet er. "Im Moment überwiegt bei mir die Zuversicht, dass es 2017 wieder Ritterspiele geben wird", sagt er. Auch wenn Vereinsmitglieder signalisiert hätten, das Risiko und die Arbeit nicht mehr auf sich nehmen zu wollen, freue er sich über die große Bereitschaft, gerade der jüngeren Vereinsmitglieder, die "ihre" Ritterspiele beibehalten wollen.
So oder so müssten alle Beteiligten bei diesem Neuanfang mithelfen. Sofern man nicht nur für 2017, sondern für mehrere Jahre planen würde, wären die derzeit hohen Investitionen im sechstelligen Bereich eher zu stemmen. 100 000 Euro für zwei weitere Jahre Ritterspiele zu investieren, sei für den Verein quasi unmöglich, erklärt Fremdt. Plane man langfristiger und über mehrere Jahre hingegen schon.
Vorausgesetzt, die Spiele finden 2017 und in den folgenden Jahren statt, wolle man von den so genannten Lagernden - die Mittelalterfans, die in zeitgenössischem Outfit dort campieren - einen Euro pro Kopf und Tag erheben. "Dafür, dass wir Sanitäranlagen, Toilettenpapier und Co zur Verfügung stellen, wäre ein Betrag in dieser Höhe völlig in Ordnung", sagt Fremdt. Denn auf ähnlichen Veranstaltungen werde den Mittelalterfans bei Weitem nicht das geboten, was in Freienfels selbstverständlich ist. Auch eine leichte Erhöhung des Eintrittspreises wäre eine Möglichkeit, die Investitionen schneller zu finanzieren. "Wir wollen aber auf jeden Fall familienfreundlich bleiben", sagt Fremdt energisch. Dass Familien maximal für ein Kind Eintritt zahlen, solle auch in Zukunft so bleiben. 
Ganz ruhig bleibt es an diesem Maiwochenende rund um die Burg Freienfels aber doch nicht. Der ganz harte Kern der Ritterspielgemeinde hat sich für einen Besuch am Samstag angekündigt. "Teilnehmer aus Holland und Tschechien haben sich angekündigt, wir rechnen mit etwas mehr als 100 Freunden von der eisernen Truppe", sagt Bernd Fremdt.
 
Mit oder ohne Veranstalter?


Diskutiert wird im Burgverein derzeit über zwei Varianten, wie die Ritterspiele in Zukunft organisiert werden könnten. Die eine Variante sieht vor, dass einzig der Burgverein als Veranstalter die Organisation übernimmt. Besonders die jüngeren Vereinsmitglieder sprechen sich dafür aus, um die Ritterspiele nicht zu einer vor allem kommerziellen Veranstaltung werden zu lassen.
Die andere Variante sieht vor, die Arbeit des Burgvereins mit einem professionellen Veranstalter zu kombinieren. Ein möglicher Vorteil, laut Bernd Fremdt: Haftung und Sicherheitskonzept würden vom Veranstalter übernommen beziehungsweise erarbeitet werden. Der Verein könnte wie gehabt, weite Teile der Organisation übernehmen, zumal er über fast alle Materialien, wie beispielsweise Zelte, verfügt.
Darüber, wie es mit den Ritterspielen weitergehen soll, werden die Mitglieder in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung voraussichtlich im Juli oder August entscheiden.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Auf der Burg Freienfels haben vor allem Freiwillige ganze Arbeit geleistet - seit 1997. Was sich alles in 20 Jahren getan hat, können Leser des TAGEBLATTs hautnah erleben.
Am Donnerstag, 4. August, öffnet das TAGEBLATT ab 15 Uhr das Burgtor für 30 Leser. Bernd Fremdt, Vorsitzender des Fördervereins, wird die Gäste im Burghof empfangen und dann im hergerichteten Palas zunächst die Geschichte des Vereins, der 1994 gegründet wurde, und die Bauarbeiten, die seit 1997 laufen, präsentieren. Vor 20 Jahren ging die Burgruine in Besitz des Vereins über. Das Land Hessen hatte sie zum Verkauf angeboten.
Im Anschluss an die Präsentation, die mit vielen Bildern angereichert ist, wird Fremdt die Historie der Ritterspiele darstellen. Diese sind fest mit dem Förderverein verknüpft, fanden sie doch zur finanziellen Unterstützung der Bauarbeiten statt. In einem Video ist zu sehen, wie sich das Fest im Laufe der Jahre entwickelt hat - und immer größer wurde. Fremdt wird im Anschluss auch erklären, wie sich die Ritterspiele künftig entwickeln werden. Im vergangenen Jahr musste der Verein das vorläufige Aus verkünden. Daraufhin folgte eine Diskussion, wie das Fest für Mittelalterfreunde gerettet werden kann. Während des Vortrags haben die Gäste die Möglichkeit, ihre Fragen an den Vereinsvorsitzenden zu stellen.
Nach der etwa einstündigen Präsentation können sich die TAGEBLATT-Leser dann ein eigenes Bild von der Entwicklung auf der Burg Freienfels machen. Fremdt zeigt nicht nur die jederzeit öffentlich zugänglichen Areale, sondern öffnet auch meist verschlossene Türen, beispielsweise die zum Gewölbekeller. Wer gut zu Fuß ist, kann abschließend die wunderbare Aussicht vom Burgturm über das Weiltal genießen.
Der Verein bietet während des Vortrags für alle kostenfrei Getränke und Kuchen an. Im Gegenzug freuen sich die Mitglieder über eine Spende für die weitere Sanierung der Burgruine. Denn es sind noch weitere Bauabschnitte geplant. "Insgesamt haben die Vereinsmitglieder seit Beginn der Sanierung Arbeiten von zwei Millionen Euro in Eigenleistung erbracht", erklärt der Vorsitzende des Fördervereins, Bernd Fremdt. Das, was nicht selbst gemacht werden kann, muss natürlich finanziert werden. Dazu gehört beispielsweise die Restaurierung der Mauern.

Leser können sich am Montagvormittag zwischen 10 und 11 Uhr anmelden

Wer an der Führung interessiert ist, hat am Montag, 1. August, die Chance, sich anzumelden. Von 10 bis 11 Uhr können Sie im Sekretariat des TAGEBLATTs unter Telefon (0 64 71) 93 80 29 anrufen. Dort werden die Anrufer notiert, sollte es mehr Interessenten als Plätze geben, werden diese ausgelost und die Teilnehmer informiert. Die Teilnehmer werden zudem am nächsten Tag in der Zeitung veröffentlicht.
Die Anfahrt nach Freienfels erfolgt individuell. Parken können Sie am Dorfgemeinschaftshaus, die Parkmöglichkeiten sind ausgeschildert. Von dort ist es dann nur noch ein kleiner Fußweg zur Burgruine.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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Knapp ein Jahr, nachdem der Ausfall der Ritterspiele amtlich wurde, ist immer noch keine finale Entscheidung über die Zukunft der Spiele getroffen. Am Samstag will der bisher ausrichtende Burgverein seine Marschrichtung für 2017 beschließen.
Die Geschichte wiederholt sich: Bereits im vergangenen Oktober wurden die Mitglieder des Burgvereins Freienfels zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung auf das Ritterspielgelände eingeladen. Damals wie heute hatten die Anwesenden der rund 150 Mitglieder eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen: Wie geht es weiter mit den Ritterspielen in Freienfels?
Vor einem Jahr war die Stimmung schlecht. Letztlich folgten die Vereinsmitglieder dem Vorstand und sprachen sich dagegen aus, die Spiele 2016 auszurichten. Vorausgegangen war eine zum Teil komplizierte Diskussion um Sicherheitskonzepte, Brückenkonstruktionen und insbesondere die Frage der Haftung.
Fehlende Genehmigungen verschiedener Behörden machten es den Burgvereinsmitgliedern nahezu unmöglich, die Spiele in den bis dahin bekannten Ausmaßen auszurichten. Die Entscheidung gegen die Spiele lag letztlich vor allem daran, dass die Vereinsmitglieder im Schadensfall persönlich hätten haften müssen.
Seitdem wurde viel diskutiert, beredet und auch versprochen. Angefangen mit Gesprächen in der Burg mit Landes- und sogar Europapolitikern über den Bürgermeister bis hin zu den beim Landkreis angesiedelten Behörden hat der Vereinsvorstand eine echte Ochsentour durch die Behörden absolviert. Auch im Kreistag war das Thema mehr als einmal Gegenstand der Diskussion und aus nahezu allen Richtungen wurde dem Verein Unterstützung zugesagt.
Entscheidende Punkte waren und sind bis heute die zwingend notwendige Brücke über die Weil, die das Festgelände und die angrenzende Wiesen verbindet, das Sicherheitskonzept und weitere Genehmigungen der verschiedenen Behörden, wie Kreisbauamt oder Naturschutz- und Wasserbehörde.
Mitglieder stimmen darüber ab, ob und in welcher Rechtsform es möglicherweise weitergehen soll
Im Gespräch war auch immer wieder die Option eines externen Veranstalters, der die Spiele ausrichten könnte. Dann würde allerdings der ursprüngliche Gedanke des Burgvereins – die Ritterspiele für den Erhalt und den Wiederaufbau der Burg zu veranstalten – verloren gehen, erklärte Schriftführer Erich Lang im Gespräch mit dem TAGEBLATT.
Über diese und viele weitere Fragen wird der Vereinsvorsitzende Bernd Fremdt während der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag berichten. Auch über die Kostenentwicklung aufgrund der behördlichen Auflagen und das damit verbundene Risiko für den Verein. Ein weiterer Punkt ist die Genehmigung der Ritterspiele 2017 durch das Ordnungsamt der Gemeinde unter der Beteiligung von Kreisbauamt, Naturschutz- und Wasserbehörde.
Ob es im Jahr 2017 und den Folgejahren mit den Ritterspielen weitergehen soll, entscheiden letzten Endes, wie im Vorjahr, die anwesenden Mitglieder der Burgvereins. Auch darüber, welche Rechtsform die Veranstaltung haben soll, werden die Mitglieder abstimmen.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr überwiege innerhalb des erweiterten Vorstands derzeit der Optimismus, dass es mit den Ritterspielen weitergehe, sagte Schriftführer Erich Lang. Zehn von 13 Mitgliedern des erweiterten Vorstands hätten sich für eine Neuauflage der Ritterspiele ausgesprochen, die anderen drei enthielten sich.
Lang schilderte, dass der Verein den Vorstand auch deshalb erweitert hätte, um jüngere Mitglieder an die Vorstandsarbeit heranzuführen. Schließlich sei die Arbeit des Vereins an der Wehranlage noch lange nicht abgeschlossen.
„Was wir tun können, werden wir tun, um Risiko und Gefahren abzuwehren“, fasste Lang im Hinblick auf die diffizilen Haftungsfragen zusammen und zeigte sich persönlich optimistisch, was eine Neuauflage der Ritterspiele angeht. Die Zeit dränge allerdings, denn spätestens im September müssten die Planungen anlaufen.
Die außerordentliche Mitgliederversammlung findet am Samstag, 27. August, ab 19 Uhr im Verpflegungscontainer am Turnierplatz (Mühlwiese) in Freienfels statt.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

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In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hat der Fördervereines Burg Freienfels grünes Licht für die Ritterspiele 2017 gegeben. Möglich wurde dies durch 
einer Übergangslösung für eine Brücke über die Weil.
Der Vorstand des Fördervereins hatte es sich nicht leicht gemacht: Acht verschiedene Varianten für die zwingend erforderliche Brücke über die Weil zwischen Turnierplatz und Lager waren ausgiebig diskutiert, kalkuliert und geprüft worden.
Die Möglichkeiten reichten von einer Mietbrücke bis zum Ankauf einer „gebrauchten“ Brücke, von einer Alu-Fertigbrücke über eine neue Stahlkonstruktion bis hin zur Ertüchtigung und Erweiterung jener Brücke, die bislang genutzt wurde.
Oft schien eine Lösung in greifbarer Nähe, doch dann zeigten sich unüberwindbare statische Probleme oder der Kostenrahmen explodierte, zum Beispiel durch hohen Transportaufwand.
Letztendlich einigte man sich auf eine zweigeteilte Stahlkonstruktion mit zwei 60er- und zwei 30er-Doppel-T-Trägern und einer zusätzlichen Stütze, wobei Lauffläche und Geländer teilweise aus der alten Gerüstbrücke entnommen werden sollen.
„Damit würden wir die für uns tragbare finanzielle Grenze von 60 000 Euro einhalten, aber nur in Verbindung mit einer Förderung aus dem Leader-Programm“, machte Bernd Fremdt als Vorsitzender des Fördervereins klar. Doch seien für das kommende Jahr die Voraussetzungen für die Förderfähigkeit nicht gegeben. Insbesondere fehlen noch wasserrechtliche Genehmigungen, ohne die nicht einmal der Antrag auf Förderung angenommen werden könne.
Alternativ besteht jedoch die Option, eine „Brücke auf Zeit“ für die Ritterspiele 2017 aufzubauen und anschließend wieder zu demontieren. Dafür müsste die vorhandene Brücke verlängert und für eine deutliche höhere Traglast ertüchtigt werden. Außerdem sei der Nachweis zu erbringen, dass diese Konstruktion binnen zwei Wochen tatsächlich auf- und abgebaut werden kann. Darüber hinaus hafte der Förderverein gegenüber dem Wasserwirtschaftsamt dafür, dass die Brücke im Falle eines Hochwassers umgehend entfernt wird.
Der Verein will eine „Brücke auf Zeit“ ausprobieren und prüfen, ob das auch künftig die Lösung ist
Mit großer Mehrheit stimmten die Vereinsmitglieder in ihrer außerordentlichen Versammlung für diese Variante. Nach Abschluss der Spiele 2017 will man die Erfahrungen mit der „Brücke auf Zeit“ auswerten und prüfen, ob diese preisgünstige Lösung auch für die weitere Zukunft praktikabel ist.
Für die Ausrichtung der Ritterspiele 2017 ist außerdem ein tragfähiges Sicherheitskonzept Voraussetzung. Warum ein solches Konzept benötigt wird, was es koste und bewirke und wie es umzusetzen sei, erläuterte Michael Krzyzniewski aus Villmar, ein ausgewiesener Experte für die Sicherheit bei Großveranstaltungen.
„Es geht nicht um solche Horrorszenarien wie damals in Duisburg – selbst ein schlecht verlegtes Kabel als Stolperfalle kann zum Verhängnis führen“, erklärte der Fachmann. Er sehe seine Aufgabe unter anderem darin, die Risiken klar zu machen und gemeinsam nötige Maßnahmen festzulegen. Im Großen und Ganzen seien die Einsätze von Rettungs- und Sanitätsdiensten auch bisher gut geplant gewesen, lediglich brauche es vielleicht ein paar zusätzliche Security-Leute und eine bessere Ausschilderung von Flucht- und Rettungswegen.
„Um zukunftsfähig zu sein, werden wir um einige Änderungen nicht herumkommen“, sagte Vorsitzender Fremdt. Vom Eintrittsgeld über die Lager- und Parkgebühr stehe alles auf dem Prüfstand. Auch gäbe es Überlegungen, die Zahl der Turnierpferde einzuschränken und aus Sicherheitsgründen nur professionelle Tiere zuzulassen, die auch für das Publikum ein geringeres Risiko darstellen.
„Nichtsdestotrotz sind die Voraussetzungen für die Durchführung der Ritterspiele in den nächsten fünf, sieben oder zehn Jahren geschaffen, und wir werden das auch weiterhin aus eigener Kraft stemmen können“, schwor Fremdt die Mitglieder ein. Und so ergab die Abstimmung ein nahezu einstimmiges „Ja“ zur Ausrichtung der Ritterspiele 2017.
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Norbert von Thule
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Re: Freienfels – Trauriges Spektakel

Beitrag von Norbert von Thule »

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Was für ein Auf und Ab für die Organisatoren der Freienfelser Ritterspiele. 2016 mussten die Spiele ausfallen. Für die 24. Auflage rund um den 1.Mai haben sich aber bereits 1500 Lagernde, 100 Händler, knapp 70 Handwerker und acht Musikgruppen angekündigt.
Die Befürchtungen der Mitglieder des Fördervereins zur Erhaltung der Burgruine haben sich nicht bestätigt: Trotz der Zwangspause im vergangen Jahr haben sich Mittelalterfans aus ganz Deutschland keine Alternative zum Mittelalterspektakel im Weiltal gesucht.
„Die Anmeldephase für die 24. Freienfelser Ritterspiele ist vorüber. Nach der Absage im letzten Jahr ist das Interesse von Händlern, Darstellern und Lagernden so groß wie nie“, teilt der Verein mit. „Wir konnten den meisten Bewerbern sogar noch vor Weihnachten fest Zu- oder Absagen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Bernd Fremdt. Das sei deshalb praktisch, weil so die Veranstalter selbst den nächsten Schritt in der Planung gehen können, aber auch Mittelalterfans, die keinen Platz auf dem Festgelände von rund 130 000 Quadratmetern erhalten haben, könnten sich nach einer Alternative umschauen, erklärt Fremdt.
Erstmals habe der Verein das Anmelde- und Bewerbungsprozedere komplett online gemacht. Auch wenn ein Trojaner anfangs dazwischengefunkt habe, sei die Anmeldung noch nie so schnell abgeschlossen gewesen. Weil alle Plätze belegt seien, habe sich der Verein dafür entschieden, die Anmeldemaske auf der Homepage herunter zu nehmen. „Es gibt immer wieder ein paar Absagen, für die frei gewordenen Plätze gibt es aber Nachrücker“, erklärt Fremdt im Gespräch mit dem TAGEBLATT.

Erstmals ist ein Kartenvorverkauf geplant, der sich 
vor allem an junge Familien richtet


Zu vielen alten Bekannten sollen auch neue Teilnehmer hinzukommen. In Zukunft sollen die Freienfelser Ritterspiele noch stärker Kinder und junge Familien ansprechen. „Für Kinder unter Schwertlänge ist der Eintritt frei“, sagt Fremdt. Zehn bis zwölf Stände sollen ein spezielles Angebot für Kinder bereithalten. Außer neuen Attraktionen auf dem Turniergelände wie dem Märchenturnier und einer Kinderschlacht wurden auch Händler und Handwerker gezielt nach ihren Angeboten für die kleinen Besucher ausgewählt.
Doch nicht nur während der Veranstaltung rücken Kinder und Familien in den Fokus. Mit den so genannten „Schultagen“ im Vorfeld der Ritterspiele suchen die Organisatoren wieder den Schulterschluss mit den Schulen und Kindergärten in der Region. An beiden Tagen vor dem Beginn der Veranstaltung werden Schulklassen, Kindergartengruppen und Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen für eine Führung auf die Burg und das Veranstaltungsgelände eingeladen.
Neu ist in diesem Jahr auch der geplante Kartenvorverkauf. Vor allem Familien aus der Region sollen damit vorab vergünstigte Eintrittskarten für die Veranstaltung kaufen können, teilen die Organisatoren mit. Zwei Vorverkaufstage sind dafür geplant. Wann die genau stattfinden, werde noch bekannt gegeben.

Für die 
musikalische Unterhaltung sorgen insgesamt neun Musikgruppen


Bereits jetzt steht fest: Die Ritterspiele melden sich nach einem Jahr Pause zurück. Auf dem Festgelände erwarten die Veranstalter wieder mehr als 2000 Aktive aus der Mittelalterszene. „Neue Aussteller und Händler, die vor allem das kulinarische Angebot umfangreicher gestalten, kommen dazu“, versprechen die Veranstalter. Für die musikalische Unterhaltung sorgen insgesamt neun Musikgruppen. Rund 100 Händler bieten ihre Waren an. Dazu kommen fast 70 Handwerker und Künstler sowie mehr als 1500 Lagernde in über 100 authentischen Zelten.
Die dreitägige Veranstaltung vom 29. April bis zum 1. Mai bietet außerdem wieder die traditionelle Feldandacht am Sonntagmorgen und eine Feuershow am Samstagabend. Natürlich kämpfen auch wieder Ritter um die Gunst der Zuschauer: An den drei Tagen werden sich 16 Ritter in insgesamt zehn Turnieren miteinander messen.
Weitere Informationen unter anderem zum Programm und den Teilnehmern der Ritterspiele gibt es auf www.freienfelser-ritterspiele.de.

Zukunft weiter ungewiss


Die Vorbereitungen für 2017 laufen aus Sicht der Veranstalter bisher sehr gut. Was die Zukunft der Ritterspiele über das Jahr 2017 hinaus angeht, treibt dem Vereinsvorsitzenden Bernd Fremdt aber weiterhin Sorgenfalten ins Gesicht. „Wir haben jetzt zwar eine Brückenkonstruktion für die Verbindung in die Weilwiesen gefunden“, erklärt Fremdt einen der Knackpunkte, warum die Ritterspiele 2016 eine Zwangspause einlegen mussten. Ob diese Konstruktionsvariante und das Sicherheitskonzept für dieses Jahr auch eine langfristige Lösung darstellt, sei weiterhin offen, sagt Fremdt.
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