Katharinenkirmes 24./25.11.12 Blankenberg

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Norbert von Thule
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Katharinenkirmes 24./25.11.12 Blankenberg

Beitrag von Norbert von Thule »

Heute im Rhein-Sieg-Anzeiger:
Christian Leinweber hat geschrieben:
Zeitreise ohne Stress und Drängelei

Ohne Hast konnten Schaulustige am Wochenende ins Mittelalter reisen ”“ in Stadt Blankenberg stieg die Katharinen-Kirmes, bei der ein Marktgericht über eine Töpferin urteilte. Die Frau hatte Raubkopien aus Fernost feilgeboten.

Fremde, aber wohlriechende Düfte liegen über Stadt Blankenberg. Feine Rauchschwaden ziehen durch die Gassen, die belebt sind von Männern und Frauen, die historische Kostüme angelegt haben. Der Klang einer Sackpfeife untermalt das bunte, das unablässige Treiben auf dem Mittelaltermarkt, der Katharinen- Kirmes. Für die Schaulustigen ist der Markt eine Reise in eine andere Zeit ”“ ohne deren Kalamitäten indes: Vor Menschen mit Pest etwa muss sich keiner in Acht nehmen. ”¨„Hier wird ein Idealbild des Mittelalters gelebt, das es so nie gab“, glaubt der Unternehmensberater Jan Dunglas, der an seinem Stand eigens hergestellten Essig anbietet. Gewonnen wird dieser aus Birnen-, Trauben-, oder Orangen-Most, vermählt mit getrockneten Moosen, Farnen, Rinden oder Blättern. Fünf Jahre lässt Dunglas seinen Essig reifen, die Herstellung ist für ihn ein Hobby. Der Mittelaltermarkt, sagt er, sei ein Sammelbecken für kreativ nicht ausgelastete Menschen.

Informatiker an der Esse

Kreativ ist auch der Informatiker Jens Kammann: Sein Hobby ist das Schmieden, etwa von Besteck und Schmuck. Beides fertigt er mit viel Ruhe und sichtlichem Genuss in seiner kleinen, selbstgebauten Schmiede an, die zwischen den zahlreichen Verkaufsständen am Straßenrand steht. Für Kammann ist das Schmieden „ein Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit im Büro“: „Ich forme Dinge, kreiere etwas und kann wunderbar abschalten.“
Vom oftmals stressigen Alltag ist bei der Katharinen-Kirmes nichts zu spüren, keiner hetzt, drängt oder eilt. Johanna Kausch-Florin, die sich ”“ eingehüllt in Felle und behängt mit Tierschädeln ”“ als Heilerin und Seherin verkleidet hat, liebt „diese gemütliche Atmosphäre, in der es keine Hektik gibt“. Aber Ärger kann es geben: Unter lauten Rufen wird der Stand einer angeblichen Töpferin zerstört ”“ von einem als Vogt verkleideten Mann, die Dame selbst wird mit Schimpf und Schande vom Platz vertrieben. Warum? Weil sie Plagiate aus Fernost verkaufen wollte. So etwas gehörte sich eben bereits im Mittelalter nicht.
Zuschauerin beim inszenierten Marktgericht ist auch Angelika Bornstein von der „Wildvogelhilfe Rhein-Sieg“, die wiederum mit ihrem sechs Jahre alten Uhu namens „Urmel“ für Aufsehen sorgt. Anschauen und bestaunen darf man das stattliche, an einem Karnevalssonntag aus dem Ei geschlüpfte Tier, anfassen aber nicht. „Wenn alle das machen, ist abends das Gefieder vom Schweiß und Schmutz der Hände verdreckt“, erklärt sie. Man könnte ja vorher ein Bad nehmen im authentisch hergerichteten Badehaus von Marita Wolff. Zwei Zuber stellt sie da für planschfreudige Kirmesgäste zur Verfügung, einer wird bereits ausgiebig genutzt.

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Im Badehaus entspannt im Zuber sitzen und dem Treiben auf dem Marktplatz zuschauen, das ist bei der Katharinen-Kirmes jederzeit möglich. (Foto: Christian Leinweber)

„Im Mittelalter waren Badehäuser eine wichtige Einrichtung, private Badezimmer gab es damals nämlich nicht“, schildert Wolff. Vom Badehaus hat man auch einen guten, weil erhöhten Blick auf die Bühne, auf der die Formation Dopo Domani wunderschöne mittelalterliche Songs spielt und der Gaukler Malonius mit seiner artistischen Fackeljonglage die Zuschauer tief in den Bann zieht ”“ und so den Alltag noch ein bisschen mehr vergessen macht.
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